Auf dem Amazonas

Seit 3 Tagen sind wir nun auf dem Amazonas unterwegs. Es ist schon erstaunlich, wie breit dieser Fluss stellenweise ist. Man kommt sich nicht vor wie auf einem Fluss, sondern eher wie auf einem See. Da es sehr schwierig ist, sich in dem Gewimmel an Wasserwegen zu orientieren und die richtige Fahrrinne zu finden, haben wir in Macapá zwei Lotsen an Bord genommen, die uns bis letzte Nacht begleitet haben.

Rechts und links des Flusses liegen endlose Regenwälder, teilweise aber auch gerodete Flächen mit einzelnen Hütten oder Dörfern bis hin zu weiten Grasflächen, die der Viehzucht dienen. Ab und an zeigten sich auf dem Wasser auch die Rücken der rosa Flussdelfine, die es auf dem Amazonas überall gibt.

In Boca da Valeria haben wir ein kleines Dorf der Einheimischen besucht mit vielen Kindern, von denen etliche als „Haustiere“ Sittiche und Papageien, Faultiere und Affen und sogar kleine Kaimane herumtrugen. Im Dorf gab es Ziegen und Hunde und auch Wasserschweine, die mit den Meerschweinchen verwandt sind und bis zu 50 kg schwer werden können. Die Kinder waren teilweise mit indianischer Kleidung ausgestattet um die Touristen dazu zu animieren, gegen ein paar Dollars Fotos zu machen. Dabei waren die Leute überhaupt nicht aufdringlich, wie man es z. B. aus vielen Regionen Asiens kennt. Vor einem Haus stand auch eine schöne junge Frau in vollem indianischen Ornat mit Bogen und Speer, neben der ich mich gerne hätte fotografieren lassen. Ich habe es aber nicht gemacht, weil ich nicht wusste, ob sie wirklich deshalb da stand. Man weiß ja nie, welche Zeremonien die Menschen in fremden Ländern haben, hinterher bedeutet ein Foto machen noch, dass man plötzlich verheiratet ist…😉

Im Dorf gab es noch eine kleine, einfach ausgestattete Kirche, eine „Kneipe“ (eine große offene Plattform, die als Café bezeichnet war und mit kühlem Bier warb) und eine kleine Schule. Diese Schule fand ich sehr erstaunlich, denn sie war wider Erwarten nicht spartanisch nur mit Stühlen und einer Tafel ausgestattet, wie wir das in fremden Ländern schon oft gesehen haben. Eine Tafel fehlte sogar ganz, dagegen gab es eine Menge an Material für unterschiedliche Altersstufen und viele Plakate mit Regeln und Darstellungen an den Wänden, einen riesigen Globus, auf dem stellenweise schon nichts mehr zu erkennen war, weil Generationen von Kinderfingern gezeigt hatten, wo z. B. Deutschland liegt, einen kleinen Fernseher und scheinbar auch eine Internetverbindung.

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