Wir sind wieder auf dem Rückweg von Manaus zum Atlantik (ca. 1.700 km) und werden auf diesem Weg noch an weiteren Stellen an Land gehen.
Manaus wurde gegründet vor etwa 350 Jahren als man entdeckt hatte, dass sich der Saft von Kautschukbäumen vulkanisieren und damit zu Reifen und anderen Gummiprodukten verarbeiten lässt. Der brasilianische Urwald hatte zu dieser Zeit sozusagen ein Monopol auf Kautschuk und so kam es zu einem „Rubberboom“, dem Manaus seine heutige Größe von über 2 Millionen Einwohnern zu verdanken hat. Erst später wurden Kautschukpflanzen nach England gebracht – wo sie aber nicht wuchsen – und von dort nach Malaysia und Indonesien. Dass Manaus trotz abgeebbten Rubberbooms noch immer so groß ist, verdankt es der Tatsache, dass hier viele Industrieansiedlungen heimisch geworden sind, die genügend Arbeitsplätze bieten.
Die Einheimischen sagen, dass Manaus 4 Jahreszeiten habe: heiß, weniger heiß, sehr heiß und Hölle. Wir waren zum Ende der Trockenzeit da und pünktlich ging zum 1. Januar ein halbstündiger kräftiger Regenguss nieder, dem zum 2. Januar ein mindestens ebenso kräftiger mehrstündiger folgte. Die hier lebenden Brasilianer frieren bei so einem Wetter, für Mitteleuropäer wie uns sind es erträgliche 27 Grad. Die einzige Straße, die nach Manaus führt, ist ungefähr 2.500 km lang und kommt von Caracas in Venezuela. Andere Ziele sind nur über den Amazonas zu erreichen, die Einwohner zählen die Entfernung in Tagen: 6 Tage bis Belém, 7 Tage zurück. Auf den Booten dorthin gibt es keine Kabinen, man muss seine eigene Hängematte mitbringen.
Manaus liegt am Rio Negro der – wie der Name schon sagt – durch besondere Sedimente eine schwarze Färbung aufweist. In der Nähe von Manaus fließt er mit dem Rio Solimões zusammen, der eigentlich vorher auch schon einmal Amazonas genannt wird. Der Rio Solimões führt andere Sedimente mit sich und ist daher gelb gefärbt. Da beide Flüsse an der Stelle des Aufeinandertreffens unterschiedliche Temperaturen und Fließgeschwindigkeiten haben, fließen sie ca. 6 Kilometer nebeneinander her, ohne sich zu vermischen. Durch die unterschiedlichen Färbungen ist dieser Effekt gut zu beobachten. Am ersten Tag unseres Aufenthaltes in Manaus machten wir eine Tour dorthin, die uns auch mit kleinen motorisierten Kanus zu einem See führte. Von dort aus brachten uns schmale Holzstege in schwindelerregender Höhe durch den Regenwald (gut gemacht, Ulrike!). Wegen der extremen Schwankungen des Wasserstandes (Mitte Juni ist der Wasserspiegel des Amazonas ca. 8 bis 10 m höher als zurzeit) leben die Einwohner dort in schwimmenden Häusern. Aus genau diesem Grund ist das Dock, an dem unser Schiff fest gemacht hat, auch als schwimmendes Dock gebaut worden.
Heute vervollständigten wir unseren Eindruck von Manaus durch eine Stadtführung, bei der uns das Opernhaus Teatro Amazonas und ein kleines Indianermuseum gut gefallen haben. Weniger gut gefallen hat uns der Zoo, der durch das Militär gegründet wurde und betrieben wird und in dem die Tiere nicht artgerecht gehalten werden.